Berufsbildung mit Mehrwert: Warum sich das Ausbilden von Lernenden für Betriebe lohnt
Lernende leisten einen wertvollen Beitrag, sichern Fachkräfte von morgen und machen die Berufsbildung für Betriebe langfristig wirtschaftlich und attraktiv.
Die aktuelle Erhebung zum Kosten-Nutzen-Verhältnis der Berufsbildung zeigt: Das Ausbilden von Lernenden lohnt sich für die Betriebe und bleibt ein zentraler Pfeiler des Schweizer Bildungssystems. Lernende leisten einen bedeutenden produktiven Beitrag, auch wenn der finanzielle Nutzen je nach Beruf stark variiert.
Selbst in Berufen mit höheren Ausbildungskosten investieren Betriebe in Lernende, da viele nach der Lehre im Unternehmen bleiben und so Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten eingespart werden. Die Ergebnisse der letzten zwanzig Jahre bestätigen eine stabile Balance zwischen Kosten und Nutzen.
Neu untersuchte Aspekte zur Ausbildungsqualität zeigen, dass rund 80 Prozent der Betriebe ihre Ausbildung als gut bis sehr gut einschätzen. Die Studie unterstreicht: Lernende sind weit mehr als ein Kostenfaktor – eine hohe Ausbildungsqualität und ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis sind entscheidend für eine attraktive und nachhaltige Berufsbildung.
«Bei fast 80 Prozent der Betriebe ist die Ausbildungsqualität befriedigend bis sehr gut», sagt Alexander Gehret, Ökonom MSc und diplomierter Betriebsökonom FH im Interview. Er arbeitet seit 2016 an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB.
Zentrale Ergebnisse im Überblick
- Über alle Lehrberufe betrug der durchschnittliche Nettonutzen im Ausbildungsjahr 2022/23 gut 4500 Franken pro Lehrjahr und Lehrverhältnis. Der Nettonutzen ist die Differenz zwischen der produktiven Arbeit der Lernenden und den Ausbildungskosten.
- Der durchschnittliche Nettonutzen liegt bei der EBA-Lehre bei 9630 Franken, bei der dreijährigen EFZ-Lehre bei 13 940 Franken, bei der vierjährigen EFZ-Lehre bei 17 510 Franken.
- Die Differenz zwischen dem höchsten (Elektroinstallateur/in EFZ: 47 210.–) und dem tiefsten Nettonutzen (Polymechaniker/in EFZ: – 17 010.–) beträgt über 64’000 Franken.
- Die lehrbegleitende Berufsmaturität (BM1) reduziert den Nettonutzen um durchschnittlich 3000 Franken. Grund: die vermehrte Abwesenheit der Lernenden.
- Lernende tragen pro Jahr rund 5,7 Milliarden Franken zur Wertschöpfung der Schweiz bei. Dem stehen die Ausbildungskosten der Betriebe von rund 5 Milliarden gegenüber.
- 80 Prozent der Betriebe sind mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der Ausbildung eher oder sehr zufrieden.
- 82 Prozent der Betriebe finden die im Bildungsplan festgelegten Ausbildungsinhalte relevant. 19 Prozent vermitteln in der Ausbildung zusätzliche Qualifikationen.
- Das wichtigste Ausbildungsmotiv sehen die Betriebe darin, eine Leistung für die Gesellschaft zu erbringen. Ökonomische Motive gewinnen aber an Bedeutung.




