Fachkräftemangel in der Branche Eisenwaren, Werkzeuge, Haushalt und Farben

Herausforderungen und Lösungsansätze für den Fachhandel.

Der Fachkräftemangel ist längst kein temporäres Phänomen mehr, sondern eine strukturelle Herausforderung – auch für die Fachgeschäfte in den Bereichen Eisenwaren, Werkzeuge, Haushalt und Farben. Gerade in einer Branche, in der fundierte Beratung, Produktwissen und Serviceorientierung zentrale Erfolgsfaktoren sind, stellt sich die Frage: Wie können Betriebe trotz begrenzter Ressourcen qualifiziertes Personal gewinnen, binden und entwickeln?

Ursachen: Warum die Branche besonders betroffen ist

Die Gründe für den zunehmenden Mangel an Fachpersonal sind vielschichtig – einige davon treffen die Branche besonders deutlich:

  • Demografischer Wandel: Mit der zunehmenden Pensionierungswelle erfahrener Fachkräfte entsteht eine Lücke, die durch junge Nachwuchskräfte nicht ausreichend geschlossen werden kann.
  • Sinkende Attraktivität des Berufsbildes: Berufe im Fachhandel werden von Schulabgängern oft als wenig zukunftsorientiert oder technisch überholt wahrgenommen – ein Image, das der Realität nicht gerecht wird.
  • Wettbewerb um Talente: Grössere Handelsketten oder Industriebetriebe bieten häufig höhere Löhne, mehr Aufstiegsmöglichkeiten und ein moderneres Arbeitsumfeld – und ziehen damit potenzielle Bewerber an.

Was Fachgeschäfte jetzt tun können

Trotz struktureller Herausforderungen gibt es wirkungsvolle Massnahmen, mit denen sich auch kleinere und mittlere Fachbetriebe gut positionieren können.

  1. Ausbildung und Weiterbildung strategisch fördern
    Der Aufbau eigener Fachkräfte beginnt mit der Nachwuchsförderung. Kooperationen mit Berufsschulen, regionale Ausbildungsinitiativen oder innerbetriebliche Schulungsprogramme helfen, junge Menschen für die Branche zu begeistern. Auch intern sollte Weiterentwicklung aktiv gefördert werden – etwa mit Schulungen zu Produktspezifikationen, Beratungstechniken oder digitalen Tools im Verkauf.
  1. Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen
    Neben fairer Entlohnung gewinnen Themen wie flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance und betriebliches Gesundheitsmanagement zunehmend an Bedeutung. Auch kleine Betriebe können hier punkten – etwa durch:
    • individuelle Arbeitszeitmodelle,
    • Homeoffice-Tage (z. B. für administrative Aufgaben),
    • betriebliche Zusatzleistungen wie Essenszuschüsse oder Mobilitätsangebote.
  1. Praktika, Trainee-Programme und Umschulungen nutzen
    Der Einstieg in den Fachhandel kann gezielt erleichtert werden – insbesondere für junge Erwachsene oder Quereinsteiger. Praxisnahe Formate wie Praktika oder Traineeprogramme ermöglichen frühzeitige Bindung und eröffnen Chancen für eine langfristige Mitarbeit.
  1. Wertschätzung als Führungsprinzip
    Regelmässige Mitarbeitergespräche, transparente Kommunikation und Anerkennung für gute Leistungen zahlen direkt auf die Mitarbeiterbindung ein. Besonders in inhabergeführten Fachgeschäften ist der persönliche Umgang ein grosser Pluspunkt, der gezielt genutzt werden sollte.

Langfristige Strategien gegen den Fachkräftemangel

Neben operativen Massnahmen sind auch strategische Weichenstellungen erforderlich, um Fachgeschäfte zukunftsfest aufzustellen.

  1. Digitalisierung gezielt einsetzen
    Digitale Tools können helfen, Personalressourcen effizienter zu nutzen – sei es in der Lagerhaltung, beim Bestellwesen oder im Kundendialog. Gleichzeitig bietet der Online-Handel zusätzliche Vertriebskanäle, die mit überschaubarem Aufwand gepflegt werden können. Wichtig: Die Digitalisierung sollte nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur persönlichen Beratung verstanden werden.
  1. Arbeitgebermarke stärken
    Employer Branding ist längst nicht mehr nur ein Thema für Grossunternehmen. Auch kleinere Betriebe profitieren davon, wenn sie klar kommunizieren, was sie als Arbeitgeber attraktiv macht – z. B.:
    • familiäre Atmosphäre,
    • vielfältige Aufgabenbereiche,
    • kurze Entscheidungswege.

Ein professioneller Online-Auftritt, authentische Einblicke in den Arbeitsalltag (z. B. via Social Media) und Präsenz auf Jobmessen tragen zur Sichtbarkeit bei.

  1. Teambindung und Unternehmenskultur aktiv gestalten
    Ein gutes Betriebsklima ist ein zentraler Faktor für die Zufriedenheit – und damit für die Verweildauer im Unternehmen. Teamevents, gemeinsame Weiterbildungen oder regelmässige Feedbackrunden fördern den Zusammenhalt und machen das Unternehmen auch nach innen stark.
  1. Quereinsteiger gezielt fördern
    Bewerber aus verwandten Berufsfeldern – etwa aus dem Bau-, Elektro- oder Heimwerkerbereich – bringen oft praktische Erfahrung mit, müssen jedoch in spezifische Produktkenntnisse eingeführt werden. Mit einem strukturierten Einarbeitungs- und Schulungskonzept lassen sich solche Fachkräfte erfolgreich integrieren.

Fazit: Fachkräftesicherung als Zukunftsaufgabe

Die Fachhandelsbranche steht vor einer klaren Herausforderung – aber auch vor einer grossen Chance: Wer jetzt in Ausbildung, Mitarbeiterbindung und eine moderne Unternehmenskultur investiert, schafft die Basis für langfristigen Erfolg. Der Schlüssel liegt dabei nicht nur in grossen Budgets, sondern vor allem in einer klaren Haltung: Wertschätzung, Verlässlichkeit und Offenheit für neue Wege machen den Unterschied – gerade in einem zunehmend umkämpften Arbeitsmarkt.

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